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Liebe Führungskräfte, bitte streichen Sie den Konjunktiv!

Links sind drei Sprechblasen, auf denen steht "Das könnte man so machen..." "Das dürfte eine gute Idee sein..." "Da sollten wir dran bleiben..." Rechts daneben ein großes rotes Stopp-Schild.

Erst einmal ist es nur allzu menschlich: Manchmal geraten wir in Situationen, von denen wir überrumpelt werden und in denen wir anfangen, laut zu denken. Etwa im Sinne von: "Ich bin nicht sicher, aber wir könnten jetzt natürlich so vorgehen..." Oder "Eigentlich sollte man es jetzt nicht so machen..."

Ein Ausdruck von Menschlichkeit oder eine schlechte Angewohnheit?

So zu sprechen, drückt Nachdenken und Unentschlossenheit aus. Es macht deutlich, dass wir in diesem Moment  (noch) keine Haltung zu einem Thema haben und keine Verantwortung für eine Entscheidung übernehmen wollen. Und das ist völlig in Ordnung.

Wenn Führungskräfte in einer überrumpelnden Situation so sprechen, wirken sie zunächst einmal sehr menschlich: Ist doch verständlich, dass die Chefin / der Chef auch erst einmal überlegen und abwägen muss.

Negative Auswirkungen

Benutzt die vorgesetzte Person den Konjunktiv allerdings immer wieder im Gespräch, dann erzeugt das bei den Mitarbeiter*innen Folgendes:

  • Verwirrung: "Was meint mein Vorgesetzter jetzt eigentlich? Wie ist seine Meinung?"
  • Enttäuschung: "Warum bekomme ich von meiner Vorgesetzten kein klares Feedback?"
  • Eigenmächtigkeit: "Dann mache ich eben, was ich für richtig halte."

Was tun, wenn Sie zum häufigen Konjunktiv neigen?

Wie gehen Sie nun als Führungskraft damit um, wenn Sie ahnen oder wissen, dass Sie dazu neigen, Ihren Mitarbeitenden oft im Konjunktiv zu antworten? Hier fünf Gedanken dazu:

1. Beobachten Sie sich selbst: Denken Sie im Konjunktiv?

Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit einmal auf sich selbst: Überprüfen Sie, wie Sie Ihre Gedanken formen. Allein die Sensibilisierung dafür wird schon zu einer ersten Veränderung führen, die auch Ihr Umfeld spüren wird.

2. Bitten Sie eine vertraute Person um Feedback zu Ihrer Sprechweise.

Fragen Sie Ihre Vertrauensperson, ob sie eine Zeit lang darauf achten und Ihnen zur verabredeten Zeit Rückmeldung geben kann, inwieweit Sie unbewusst zum Konjunktiv neigen. Mit diesem Feedback können Sie selbst überprüfen, ob es Muster gibt, d.h. bestimmte Situationen, in denen Sie zum Konjunktiv wechseln.

3. Stellen Sie Alternativen für Ihre Standardsätze zusammen.

Etwa statt:

"Das könnten Sie so machen."

Besser:

"Das können Sie so machen."

"Das finde ich gut, machen Sie es so."

Oder, wenn Sie eher zweifeln: "Ihr Ansatz ist zwar möglich, es spricht allerdings aus meiner Sicht auch noch Einiges dagegen. Bevor Sie es so machen, durchdenken Sie es bitte zunächst noch weiter."


Es erfordert ein wenig Übung und klingt im ersten Moment ungewohnt. Allerdings werden Sie sehen: Es macht einen Unterschied! 

4. Nehmen Sie Ihr Gegenüber mit in Ihre Gedankengänge.

Sie müssen nicht zu allem sofort eine Meinung haben. In Situationen, in denen Sie noch unentschlossen sind, nehmen Sie Ihr Gegenüber doch bei Ihren Überlegungen mit. Es mag banal klingen, hat aber einen Effekt: Bilden Sie längere Sätze. Schließen Sie dabei Erläuterungen ein, was in Ihnen vorgeht und warum Sie noch keinen festen Standpunkt haben. Wenn Sie Zeit haben, kann sich auch ein inspirierendes Gespräch mit Ihrem Gegenüber ergeben - das muss es allerdings nicht. Seien Sie deutlich: Sollten Sie keine Zeit haben, sagen Sie das sehr klar.

5. Soll Ihr Gegenüber selbst entscheiden, dann sagen Sie es auch so.

Wenn Sie Ihrem Gegenüber die Entscheidung überlassen wollen und deshalb den Konjunktiv nutzen, dann sagen Sie es direkter. Zum Beispiel: "Das könnten Sie so machen. Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen."

Eine klarere Sprache wirkt

Sie werden sehen: Ihr Team wird anders auf Sie reagieren und besser wissen, wo Sie stehen und was Ihre Meinung ist. So ermöglichen Sie auch klarere Nachfragen und sachlichere Diskussionen.

Bleiben Sie menschlich - und zeigen Sie Führungsstärke durch klare Sprache! Ihre Mitarbeitenden werden es Ihnen danken.